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Gastbeitrag auf dem Blog von designxport Hamburg.

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Auf dem Friedhof in Hamburg Ohlsdorf werden im Januar 2014 zahlreiche Kupfer- und Bronzeplatten von den Gräbern gestohlen. Sogar den kupfernen Löwen vom Grab Carl Hagenbecks nehmen die Räuber mit. Die Tat ist mehr als ein kurioser Kriminalfall. Der Vorfall unterstreicht, was bereits unzweifelhaft feststeht: Unserer Ressourcen verschlingenden Wachstumsmaschine gehen über kurz oder lang die Wertstoffe aus.

Obwohl seit langem bekannt, konnte diese Entwicklung noch nicht die notwendigen Alternativen zu bestehenden Recyclingsystem (eigentlich „Downcycling“) hervorbringen. Immer noch gehen hier wertvolle Stoffe unwiederbringlich verloren. Bisher kommt weder auf Seiten der Konzernen so recht Schwung in die Sache; noch schaffen es wir Designer uns in der anhaltenden Suche nach nachhaltigen Lösungen als Schlüsselspieler zu profilieren.

Der Grund für die Zurückhaltung der Konzerne liegt vielfach am Kontrollverlust, ausgelöst durch entzerrte Supply-Chains und globales Sourcing. Denn das technische Know-how ist schon seit Langem in der Hand von Zulieferbetrieben und Rohstoffe bewegen sich oft mehrmals um die Erde, bevor sie im Produkt landen. Die Industrie beschränkt sich zur Zeit darauf, immer effizientere Produkte mit immer weniger Materialeinsatz zu verwirklichen, um die jährlich steigenden Wachstumsziele noch verwirklichen zu können.

Wenn jedoch Ressourcenschonung kommuniziert wird, ist das weder für die Anbieter noch für die Verwender besonders attraktiv. Material reduzieren, CO2 Bilanz verbessern, weniger Schadstoffe ausstoßen, usw. Hier bleibt der individuelle Nutzen für den Einzelnen stets unspezifisch.

Die Hersteller können auf diese Weise zwar ihren negativen Einfluss verringern und dies öffentlichkeitswirksam im CSR Report ausloben, dem System „Effizienzsteigerung durch Reduktion“ sind dennoch natürliche Grenzen gesetzt.

Denn bleibt die Verringerung des Verbrauchs weiterhin die alles bestimmende Maxime, leidet darunter nicht nur die Innovationskraft. Irgendwann ist auch der Punkt erreicht, an dem tatsächlich kein Material mehr eingespart werden kann.

Deshalb liegt es an uns Designern, neue Perspektiven zu eröffnen. Wir haben das Können und die Fähigkeiten Dinge anders zu denken. Es gilt Beispiele zu schaffen, die verdeutlichen, dass Materialwirtschaft vom kostenbestimmten Controlling Thema zum profitablen Innovationstreiber werden kann.

Ein geeigneter Ausgangspunkt ist das „Circular Economy“ Prinzip. Dahinter steckt der ökonomische Grundsatz Produkte so zu gestalten, dass sie am Ende ihrer Nutzung wieder zu Rohstoffen werden. So verwandeln sich lineare Wertschöpfungsketten in intelligente Kreisläufe. Dieses Wirtschaftsprinzip dient nicht nur dem tatsächlichen Erreichen einer zero-waste-economy, es ermöglicht einen völlig neuen Umgang mit unternehmenseigenen Ressourcen. Wenn Produkte und die darin verbauten Materialien in geschlossenen Systemen zirkulieren, bleiben sie im Besitz der Unternehmen und sind nach beliebig langer Nutzungszeit wieder als Produktionsmittel verfügbar.

Der entscheidende Faktor für die Umsetzung eines solchen Systems ist ein Design, welches die Rückführung ermöglicht bzw. aktiv begünstigt. Leicht zu lösende Verbindungen, ein modularer Aufbau oder die Fertigung aus Monomaterial u.v.m., sind denkbar. Unweigerlich führt das zu neuen Gestaltungsansätzen, einer geänderten Kommunikation und letztlich sogar zu neuen Geschäftsmodellen.

Darunter fällt z.B. die Nutzung von Fahrzeugen, Produkten und Technologien auf Zeit. Das macht Unternehmer endgültig vom Produzenten zum Service-Dienstleister. Jeder Endpunkt einer Produktnutzung wird dabei zum potenziellen Startpunkt einer neuen Kunden-Marken-Beziehung. Diesen „ultimativen Touchpoint“ gilt es zukünftig als positives Alleinstellungsmerkmal in die Markenführung zu integrieren.

Hier sind unsere Fähigkeiten als Designer und Markenentwickler wichtiger den je!

 

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Posted: 11. März 2014

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